Samtgras und Rollschuhe
Meine gute Freundin, die, die sagt, sie fühlt sich angezogen von Widersprüchen, zeigte mir das Gras am Rande der Bahnhofsstraße. Es war am dritten Tag, an dem sie mich besuchte. Wir waren mit meiner Hūndin in der blühenden Gegend, in der ich wohne und die Está Bem heißt - d.h. „Es ist in Ordnung“-, spazieren gegangen, Am Tag zuvor hatten wir mit dem Kater Zistrosen für den mittäglichen Blumensalat gepflückt; am nächsten Tag, gingen wir allein zum Dorffest, kauften Secondhand-Kleider und Rollschuhe, aßen im Abendlicht veganes Streetfood auf der Wiese, besuchten ein Konzert und kamen bei Einbruch der Dunkelheit zurück, ich zu Fuß und sie beim Skating die Straße hinunter; meine Rollerskates wurden hinter einigen jungen Akazienbäumen in der Nähe eines Straßenschilds versteckt. Der Hühnerstall wurde geschlossen erst als wir nach Hause kamen, die Hündin traute sich, allein mit meiner Freundin eine kurze Reliefwanderung zu machen. Ich schloss mich ihnen an.
Wir haben bereits gemeinsam dicke Bohnen geerntet, gekocht und abgewaschen, über dieses und das sowie das, was uns ausmacht, geredet, das leichte Schweigen sowie die Musik, das Radio und den Anblick der vorbeifahrenden Männer geteilt. Schokoladen, Kuchen, Oliven, Zitronen, Wasser und Wind. Ein bisschen Sonne, etwas Wein. Morgens öffnet sie den Hühnerstall, abends schließe ich die Kneipe. Wir haben bereits die Hälfte ihres Aufenthaltes hinter uns und planen, drei Tage am und um den Strand zu verbringen. Dieses Samtgras mit dem wissenschaftlichen Namen Lagurus ovatus, das ich nicht sofort von den eleganten Vasen meiner Großmutter und meiner Eltern erkannte, war mir noch nicht aufgefallen. Außerdem war mir gar nicht aufgefallen, dass ich in diesem Frühjahr viel mehr aus dem Haus und aus meinen Tiefen herausgekommen bin. Die reine, pralle Natur nährt mich mit den sichersten Schritten in Richtung des Unbekannten. Ohne eine unmittelbare Flucht, bildet sie eine ganze Existenz, in die die unersättliche Neugier passt, sei ich stärker und beweglicher in ihrem zielsicheren Rhythmus. Noch vermisse ich nicht die Berliner Fresslust, aber die Geborgenheit des Vertrauens, die gegenseitige Wertschätzung des Guten und die kreative Ansteckung durch Autonomie und Initiative. Was für ein Genuss und was für ein Luxus, die Freundschaft im wachsenden Paradies genießen zu können.
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