Kakerlaken am Steuer

Nun, da meine Besuche in Faro seltener werden, möchte ich sie als die Stadt in Erinnerung behalten, in der die Postangestellten sich ins Geschirr legen, mir die Briefmarkenhefte zu zeigen, als ob sie ihre Produktivität nicht im Minutentakt messen würden, in der der Kopierladen bereit war, sechs Fanzines Seite für Seite einzuscannen, bis ich mit den Kopien zufrieden war, und in der die salzige Brise durch die mittelalterlichen Straßen weht und mir das Gefühl gibt, in einem meiner alten Häuser zu sein. Und wenn ich zurückkomme, dann, um Obstkekse für die Hündin oder Biofutter für den Kater zu kaufen, um Briefmarken zu besorgen oder dicke Briefe in die ganze Welt zu schicken, um Zeit im Fußballverein zu verbringen: Mit Kakerlaken auf dem Klo, aber schönen breiten Holztischen, an denen man stundenlang Collagen machen, schreiben oder lesen noch kann und deren diskrete Freundlichkeit des Kellners, der mich schon wie die Stammgäste begrüßt, ich schon im Voraus vermisse. Denn seit fast zwei Jahren gehöre ich zu diesen Nischen der Normalität in einem feindseligen Marktwirtschaft.

Weil eben ich werde nicht ein drittes Mal wegen eines verderbten, mieseren Systems durch die Fahrprüfung fallen, und es gibt auch keine Lust mehr, darüber zu reden: Man müsste sich nur anhören, wie die Prüferin entspannt, enthusiastisch und verschleiert die extreme Rechte im Dienste der Regierung lobte, mit der wohlwollenden Selbstgefälligkeit - oder doch gar Zustimmung - des Fahrlehrers, der sich nicht danach einmal herabließ, ein Wort des Mitgefühls oder der einfachen Höflichkeit an uns zu richten, angesichts unserer beiden traurigen Versager auf dem Rücksitz. Eine erschreckende Stille, wirklich unerträglich.

Darum werde ich mein unendliches Ziel an einen anderen Ort ohne so viele Anzeichen der Enttäuschung tragen; hier kann ich nicht mehr die Mühe, das Geld, die Hoffnung und den guten Willen aufbringen.





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